Museum Verein Hamburg VFDMM

Weinanbaugebiet Mosel - Tonschiefer

Geologische Übersicht

Die Mosel verläuft in einem tief und oft steil in Tonschiefer des Devon eingeschnittenen Tal. Die meist sehr dunklen und in unverwittertem Zustand seidig glänzenden Schiefer im Gebiet der Weingüter Heymann-Löwenstein in Winnigen und Müllen bei Traben-Trarbach sind durch Hitze und Gebirgsdruck aus ca. 390 Millionen Jahre alten, tonigen Sedimenten entstanden, die in der Tiefe eines längst vergangenen Ozeans vor dem nördlich gelegenen damaligen Kontinent Baltica abgelagert wurden. Der Moselwein wächst auf ehemaligen Ozeangrund! Einige Fossilien ehemaliger Meerestiere zeigen dies an. Der Urkontinent Baltica bildet heute den Sockel Skandinaviens, des Baltikums, Finnlands und weiter Teile Osteuropas.

 

Chemische Beispielanalyse des Gesteinsfundaments

Gew.%ppm*ppm*
SiO261.40Ba479Sc11
Al2O317.77Ce88Sr90
Fe2O36.96Co36V130
MnO0.08Cr137Y37
MgO2.38Cu25Zn110
CaO0.38Ga27Zr221
Na2O1.23La52
K2O3.36Nb16
TiO20.94Nd39
P2O50.19Ni77
SO3-Pb16
H2O4.50Rb156

* Gramm pro Tonne

Anbaugebiet Mosel

Die Mosel integriert sich im Wein-Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer. Mit einer Rebfläche von 10.392 ha erstreckt es sich im Bundesland Rheinland-Pfalz und zu einem kleinen Teil im Bundesland Saarland. Die Weinberge liegen entlang der in den Vogesen entspringenden Mosel, an der Grenze Luxemburgs bis hin zur Einmündung in den Rhein bei Koblenz sowie an den beiden Nebenflüssen Saar und Ruwer. An der oberen Mosel liegen die ältesten Weinberge Deutschlands, hier betrieben schon die Römer im 1. Jahrhundert v. Chr. Weinbau.Es gibt Weinbergslagen mit einer extremen Neigung von 45°, die damit zu den steilsten Weinbergen der Welt gehören. Dem Weinbau wird in dieser nördlichen Region eine perfekte Kombination aus extrem steilen und von der Sonne verwöhnten Hängen, Sonne reflektierendem Schiefer-Verwitterungsboden und ein optimales Niederschlags-Verhältnis geboten.
Die Strahlungsintensität der Sonne entspricht bei sehr steilen Hängen einer Lage, die sonst 1000 km weiter südlich anzutreffen ist.
Fast ausschließlich werden an der Mosel weiße Rebsorten angebaut, dabei nimmt die Rebsorte Riesling mehr als 50 % der Flächen ein. Die Rieslinge haben hier eine ausgeprägte und feine Säure und sind sehr langlebig.


Weingut Martin Müllen, Traben-Trarbach

Stuart Pigott, der unter den Weinkritikern vielleicht intimste Kenner der deutschen Szene, widmet Martin Müllen in seinem Buch "Die großen Weißweine Deutschlands" einen ganzen Absatz, während er über renommierte Erzeuger wie Molitor oder Grans-Fassian kein Wort verliert. Umso erstaunlicher ist es, dass viele Rieslingfreunde mit dem Namen Müllen nur wenig anfangen können. Der immer noch junge Martin Müllen kommt aus einer Winzerfamilie, hat aber unabhängig vom väterlichen Betrieb schon 1991 mit dem Aufbau eines eigenen Weinguts begonnen, um seine individuellen Vorstellungen vom Riesling verwirklichen zu können. Wenn man mit ihm in seiner Trabener Probierstube sitzt, spürt man mit der Zeit hinter seiner stets freundlich-sanften, ruhigen und konzilianten Art das verborgene Feuer. Martin Müllen zählt zu den Besessenen, die alles versuchen, um "ihren" Idealriesling Realität werden zu lassen. Dazu gehört die Vergärung mit weinbergseigenen Hefen bis hin zum Gutsriesling. Dazu gehört der traditionelle Holzfassausbau, und dazu gehört die ständige Auseinandersetzung mit Details der Weinbereitung. Martin Müllen macht sich über alles Gedanken und ist immer bereit, Kleinigkeiten zu verändern. Müllens Weine sind keine Schreihälse. Sie kommen mit wenig Alkohol aus und verkörpern einen eher schlanken Stil. Auf den ersten Blick ist man versucht, ihre Eleganz mit einem Mangel an Fülle zu verwechseln, aber bei näherer Bekanntschaft kommt eine enorme Tiefe zum Vorschein. Im Jahr 2000 hat Martin Müllen Parzellen im Trarbacher Hühnerberg übernommen. Diese Lage ist auf den alten preußischen Weinbergskarten als Erstes Gewächs ausgewiesen, und Müllen zeigt bislang mit seinen Hühnerberg-Rieslingen, dass die alten Preußen nicht ganz Unrecht hatten: Die Weine sind von einer sehr eigenständigen Mineralität geprägt und präsentieren sich enorm vielschichtig. Es geht ihm wirklich darum, die sehr individuelle Stilistik der Kröver und Trabener Lagen explizit darzustellen. Damit entspricht Martin Müllen auch der Tradition der Mittelmosel, auf Schieferböden des Rotliegenden und Devonschiefer elegante und finessenreiche Rieslinge herzustellen. Auf einer Rebfläche von 4,4 ha werden momentan 40.000 Flaschen im Jahr produziert. Martin Müllen zählt zur Spitze an der Mosel und seinen Stil kann man getrost als „back to the future“ titulieren.

Laurenz Ott, www.weintafel.de

Die Lagen des Weinguts

Lage Trarbacher Hühnerberg:
Der Hühnerberg liegt in einem Seitental der Mosel ein paar Kilometer vom Fluss entfernt. Er gehört zu jenen Lagen, die seit Jahrhunderten für äußerst hochwertige Weine bekannt sind. Auf der Mosel-Weinbaukarte von 1898, die von der preußischen Regierung als Grundlage der Besteuerung von Weinbergsbesitz in Auftrag gegeben wurde, erscheint der Hühnerberg als „Klasse 1-Weinberg. Diese Karte basiert wiederum auf einem Klassifikationsunternehmen des französischen Finanzministeriums, mit dem bereits zu Zeiten Napoleons begonnen wurde. Hierbei wurde die Bonität eines Weinbergs neben den geologischen Größen ausdrücklich über den Wein definiert, d. h. über den Geschmack und die Exklusivität, resultierend aus der Einzigartigkeit des Weinbergs. Im Nachhinein stellte Martin Müllen fest, dass die Lage Hühnerberg auf Devonschiefer mit unter der Erde liegenden Wasserquellen versorgt ist, so dass hier kein Trockenstress in heißen Perioden auftaucht. Der Hühnerberg begeistert durch eine sehr eigenständige Fruchtigkeit, eine mineralische Geschmackstiefe und Reifefähigkeit.

Lage Kröver Paradies:

Vorweg, die Kröver Lagen haben ein riesiges Potenzial, aus Sicht von Fachleuten zählen Sie zu den besten Lagen an der Mosel. Dies setzen bisher nur ganz wenige Winzer um.
Diese Lage ist gemessen an der Rebfläche die größte Einzellage in Kröv. Die Reduzierung der vielen Einzellagen (Weingesetz von 1971) sollte eigentlich zu mehr Transparenz führen. Leider kann aber im Falle des Paradies von der Bildung eines Lagencharakters nicht gesprochen werden, da die Unterschiede innerhalb dieser Lage sehr groß sind. Eigentlich gibt es dort in fast jeder Exposition, ob nach Süd, West, oder Ost, einen größeren Bereich. Auch die Hangneigung reicht von der Flach- bis zur Steilstlage, und große Unterschiede existieren ebenfalls in der Bodenart und Bodenbeschaffenheit. Schwemmlandböden, Kiesböden, schwere, gut verwitterte und extrem leichte Schieferböden wechseln einander ab. „Das Paradies“ von Martin Müllen liegt in dem Bereich, den die Kröver als „Hähl" bezeichnen. Der Name „Hähl" ist eine Bezeichnung aus dem Dialekt und deutet auf eine Schieferhalde hin. Tatsächlich befindet sich über einem von Müllens Weinbergen ein ehemaliger Schiefersteinbruch. Müllens "Paradies", die "Hähl", umfasst einen der 7 Lagentypen. Es ist wahrscheinlich der Bereich, der die feinsten Rieslinge im "Paradies" hervorbringt. Die Weinberge liegen auf einer Höhe von ca. 100 m bis ca. 135 m über NN. Bei "Müllens Paradies" handelt es sich um eine extreme Steillage. Die Exposition ist westlich, aber trotzdem einer starken Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Zwar ist die Dauer der Sonneneinstrahlung hier geringer als in einer Südlage, aber die Intensität der Bestrahlung ist enorm groß. Hierfür entscheidend ist die unmittelbare Nähe der Mosel, von deren Wasseroberfläche die Sonnenstrahlen vom Nachmittag bis zum Abend auf den Rebhang reflektiert werden. Hitzeflimmern, wie man es aus Berichten über die heißen Zonen der Erde kennt, ist an sonnigen Frühjahrs- oder Sommertagen normal! An Sommertagen wird deshalb immer in den erfrischend kühlen Morgenstunden in diesem Weinberg gearbeitet. An sonnigen Nachmittagen und Abenden werden dann die Arbeiten in derartigen Steilhängen eingestellt, da die Gefahr des Hitzschlags und der Verblendung der Augen durch die Sonneneinstrahlung zu hoch ist. Besonders erwähnen muss man den Boden dieser Weinberge. Er ist hauptsächlich von blauem Devonschiefer und rotliegendem Schiefer geprägt. Der Skelettanteil der Böden ist sehr hoch, und nur in wenigen Bereichen kann man einen kleinen Feinerdeanteil finden. Es handelt sich um einen extrem leichten Boden, der - und das ist sehr untypisch für leichte Böden - recht tiefgründig ist. Ein idealer Standort für wurzelechte Rieslinge, die bis zu einer ausreichend tiefen Wurzelbildung ca. 15-20 Jahre alt sein müssen, aber dann auch in sehr trockenen Jahren wie 2003 mit ausreichend Wasser versorgt sind. Müllens jüngster Weinberg im Paradies wird in diesem Jahr 19 Jahre alt. Alle anderen Weinberge sind ca. 35 bis über 75 Jahre alt - hier offenbart sich ein riesiges Potential! Die Weine sind von großer Feinheit geprägt, die Mineralität und damit den Schiefer schmeckt man deutlich in ihnen. Bei jungen Weinen begeistert immer wieder die angenehme neutrale Art des Paradies, die meistens von einer kräftigen Säure gestützt wird. Bei reifen, trockenen Weinen ist die Säure cremig und harmonisch mit einem kraftvollen Körper und Cassisnoten verwoben. Fruchtsüße Weine halten extrem lange ihre Frische und Fruchtigkeit und sind sehr lagerfähig.

Lage Kröver Letterlay:

Die Lage Kröver Letterlay ist eine besondere Rieslinglage. Bei einer Exposition von SSO bis Süd reicht ihre Höhe von ca. 100 bis 220 m über NN. Sie bringt aromatische, sehr reife Rieslinge von hoher Qualität und mit milder Säure. Diese positiven Eigenschaften werden aber nur dann erreicht, wenn der Winzer bereit ist, den Traubenertrag (der hier enorm hoch sein kann) auf weniger als 100 hl/ha (bei 7000 Reben/ha!) zu begrenzen. Leider wurde auch in dieser Lage nach dem Weingesetz 1971 eine etwas unpassende Zusammenfassung sehr guter, aber auch geringer Parzellen zu einer Lage Letterlay beschlossen. Wirklich gute und vor allem auch typische Letterlayweine sind in einer Höhe von ca. 100 bis 180m über NN zu erwarten. Parzellen, die höher liegen, verlieren mit zunehmender Höhe die typischen Eigenschaften dieser großen Lage. Alle Weinberge von Martin Müllen liegen in besonders guten Bereichen zwischen ca. 100 - 170m NN. In dem Weinberg Häsje ist der Einfluss vom rotliegenden Schiefer deutlich höher als in anderen Bereichen. Der Boden hat einen leicht roten Schimmer, der besonders gut nach dem Pflügen sichtbar ist. Die Struktur des Bodens ist mehr von Steinen geprägt, es handelt sich um einen recht leichten Boden. Die Trauben sind meistens ideal für fruchtsüße Rieslingweine. Oft wird ein wundervolles Zusammenspiel von Fruchtigkeit, eleganter Säure und Tiefe erreicht. Der Weinberg wurde 1977 und 1980 gepflanzt und hat ein großes Potenzial für die Zukunft.

Die Lange Nacht der Museen 2006 im Mineralogischen Museum der Universität Hamburg